Heute eine gewagte Prognose: Die Zahl der Neuinfektionen pro Tag wird in den nächsten 4 Wochen nahe null gehen, genauer, sie wird unter 20 sinken.

In meinen Prognosen zur Entwicklung der Zahl der Neuinfektionen pro Tag, habe ich eine zusammengesetzte Funktion entwickelt, die deren Verlauf treffend beschreibt. Die folgende Abbildung zeigt, dass die grundsätzliche Charakteristik aber durch eine einfache, fallende Exponentialfunktion (blaue Linie) wirklich gut beschrieben wird. Sinusförmige Schwankungen im Wochenrhythmus können vernachlässigt werden, da diese lediglich das Verhalten bei der Erfassung der Daten beschreiben und nichts mit der Ausbreitung des Sars-CoV-2 Virus zu tun hat.

In einer zweiten Approximation führte ich eine weitere, zweite Sinusfunktion ein, die das Auftreten der Hotspots in der zweiten Junihälfte besser beschreibt, ab etwa t_{145}. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es sich dabei nicht um eine zweite Welle handelt, sondern um lokal eng begrenzte Ausbrüche, so genannte Hotspots, die wir gut in den Griff bekommen haben. Bereits seit t_{149} fallen die Werte und nähern sich der blauen Linie wieder an.

Abgesehen von den „üblichen“ aber eben artifiziellen wöchentlichen Schwankungen, erlaube ich mir die Prognose, dass in 3 – 4 Wochen die Zahl der Neuinfektionen pro Tag unter 20 fällt. Dies gilt im Besonderen unter der Annahme, dass wir als Gesellschaft unser aktuelles Verhalten nicht ändern.

Mir stellt sich unmittelbar die Frage, was passiert, wenn weitere Lockerungen eingeführt werden und wir damit als Gesellschaft unser Verhalten ändern? Denkt man etwas länger darüber nach, stellt sich zumindest mir aber eine ganz andere Frage, nämlich, hätten wir die Hotspots der zweiten Junihälfte verhindern können? Diese sind eben nicht durch ein unvernünftiges, verändertes Verhalten der Gesellschaft ausgelöst worden, sondern durch lokales Abweichen von den Regeln. Wenn der Staat zum Beispiel die fleischverarbeitende Industrie als systemrelevant deklariert, muss das dann bedeuten, dass die mittlerweile erprobten Regeln für diesen Bereich außer Kraft gesetzt werden? Offensichtlich ist genau das passiert. Meine Schlussfolgerung hierzu: Der Staat kann nicht einfach einen Beschluss fassen und dessen Umsetzung erwarten, ohne zeitgleich begleitende Forderungen zu stellen, wie die funktionierenden Regeln trotzdem eingehalten werden können. Besser wäre es sogar, mit bereits ausgearbeiteten flankierenden Maßnahmen die Aufnahme der Produktion in systemrelevanten Bereichen der Industrie zu begleiten. Wenn die Umsetzung der flankierenden Maßnahmen zusätzliche Ausgaben der betroffenen Betriebe erfordert, kann man subventionieren. Aber da selbst unser Landwirtschaftsministerium kürzlich zu dem Schluss gekommen ist, dass in Deutschland Fleisch zu Dumpingpreisen verkauft wird, sollte eine Preiserhöhung in diesem Bereich auf gesellschaftliche Akzeptanz stoßen. Parallel könnte man den Vertrieb oder Verkauf solcher Fleischprodukte mit den eingeführten und von Behörden überwachten Methoden bewerben.

Als weiteres Beispiel für Veränderungen des Status quo möchte ich die Subventionierung der Lufthansa mit 10 Mrd. € Steuergeldern, sowie das Aufweichen der aktuellen Regeln nennen: In den Flugzeugen darf jeder Platz besetzt werden. Man darf gespannt sein, wie sich diese Regeländerung auf die Infektionszahlen auswirkt. Theater, Kinobetreiber und ähnliche Einrichtungen dürften dieses Experiment genauestens beobachten. Denn wenn sich an den Infektionszahlen nichts Wesentliches ändert, dürfte es kaum noch Gründe geben, die entsprechenden Einrichtungen an der Wiederaufnahme des gewöhnlichen Betriebes zu hindern. Außerdem stellen sich mir noch folgende Fragen: inwiefern sind Lufthansa und mit ihr der Tourismus als systemrelevant einzustufen? Wieso wird die Lufthansa subventioniert, nicht aber Tönnies? Wieso überprüft und hinterfragt man die Luftreinhaltemaßnahmen in Flugzeugen, nicht aber in Schlachthöfen?

Zusammenfassung

Die Zahl der Neuinfektionen pro Tag kann in der Tat bereits innerhalb weniger Wochen auf nahezu null sinken. Dies gilt auch, wenn Veränderungen in den Verhaltensregeln eingeführt werden sollten, wenn die Einführung von Veränderungen durch geeignete Maßnahmen begleitet und deren Wirksamkeit überprüft wird.

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