Objektive Betrachtung der Corona-Daten – bitte

Corona hat die Welt im Griff, keine Frage. Um so wichtiger ist es, die Zahlen nüchtern und vor allem ehrlich zu betrachten. Mit anderen Worten: Zurück zur Objektivität. Was meine ich damit? Am 18.12.2020 wurde auf web.de über Brasilien getitelt: „Bolsonaro: Bei Corona-Impfung Verwandlung in einen Kaiman“. Im Text wird Bolsonaro mit seiner Kritik an den Unternehmen Pfizer und Biontech dann wie folgt zitiert: „im Vertrag ist klar geregelt, dass Pfizer nicht für Nebenwirkungen verantwortlich ist. Wenn du dich in einen Kaiman verwandelst, ist es dein Problem“. Politiker blabla, sonst nichts. Am 20.12.2020 titelt spiegel.de: „Die schwedische Enttäuschung„. Und weiter im Text kann man lesen: „Mit großen Erwartungen sind sie nach Schweden gekommen, doch dann wollten sie nur noch weg“. Man lässt dann fünf Menschen erzählen, „warum sie während der Coronakrise mit ihrem einstigen Traumland gebrochen haben“. Bei der Sueddeutschen ist am 22.12.2020 ebenfalls in einem Titel zu lesen: „USA beklagen 2020 so viele Tote wie nie“. Das war der erste Treffer auf Google mit der Suche „USA und Corona“ am 22.12.2020 gegen 15:35 MEZ. Weiter im Text lesen wir dann „2020 wird mit mehr als drei Millionen Sterbefällen als das tödlichste Jahr in die US-Geschichte eingehen.“

Kurz und bündig zusammengefasst könnte man den Eindruck gewinnen: Brasilien – Schweden – USA – Katastrophe. Was sagen die nüchternen Zahlen dazu? Die Zahl der Infizierten zu betrachten ist nach gängiger Meinung nicht ausreichend. Und wenn wir schon über Katastrophe reden, dann werfen wir doch gleich einen Blick auf die an Corona Verstorbenen und betrachten die Fallsterblichkeitsrate. Vor allem aber, betrachten wir diese vergleichend. Ich habe dazu 15 Länder, unter anderen Brasilien, Schweden und die USA, mit einander verglichen und die Fallsterblichkeitsrate als Mittelwert über die vier Wochen vom 17.11.-15.12.2020 im folgenden Diagramm dargestellt. Schauen Sie selbst:

Was zeigt uns diese Darstellung: Als erstes: Schweden hat die niedrigste Fallsterblichkeitsrate. Wenn ich aktuell Bedenken über die Situation in Deutschland hätte und mir überlegen würde, in diesen dunklen Coronazeiten in ein anderes Land zu reisen, wäre an Hand des Parameters Fallsterblichkeitsrate Schweden die erste Wahl. Und, oops, die USA haben die zweitniedrigste Fallsterblichkeitsrate und Brasiliens Fallsterblichkeitsrate ist, wenn auch nur minimal, kleiner als die Deutschlands. Wie schlimm die Zahlen absolut gesehen wirklich sind, wird man nach Vorliegen der endgültigen Zahlen für das Jahr 2020 in den nächsten Monaten analysieren müssen. Einzelne Länder herausgreifen und einfach nur Schlagzeilen produzieren, erscheint mir doch sehr billig. Dies hat nichts damit zu tun, Leser objektiv zu informieren. Was man aus Daten für Deutschland erkennen kann, ist, dass vor allem Menschen in Alten- und Pflegeheimen von Corona betroffen sind. Allgemein stellt die Altersgruppe der über Achtzigjährigen etwa 67% und die Altersgruppe der über Siebzigjährigen fast 88% der Toten (siehe z.B. hier). Es müsste also vorrangiges Ziel sein, unsere Alten zu schützen, wie es zum Beispiel im nationalen Pandemieplan Teil 1 S.28 beschrieben ist. Dies hätte das Potenzial die Fallsterblichkeitsrate deutlich zu senken.