Nun, immerhin besteht ein Effekt darin, dass der Begriff „Lockdown“ zum Anglizismus des Jahres gekürt wurde. Hatte der Lockdown auch noch andere Effekte? Die Wirksamkeit von Lockdowns wird wissenschaftlich sehr kritisch betrachtet. Ein positiver Effekt konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Eine gute Zusammenfassung findet sich hier. Im oberen Drittel des Artikels wird die siebte ad-hoc-Stellungnahme der Leopoldina diskutiert. Die Wissenschaftler der Leopoldina zeigen ein Einzelbeispiel (Irland), bei dem versucht wird, einen Bezug zwischen Lockdown und fallenden Infektionszahlen herzustellen. Unabhängig von der Analyse muss festgestellt werden, dass Einzelbeispiele für sich genommen nichts Wissenschaftliches an sich haben. Ganz im Gegenteil: ein auch nur ansatzweise erkenntnistheoretisch Interessierter weiß, dass ein Verweis auf einen (scheinbar) bestätigenden Einzelfall, als Bestätigungsfehler bezeichnet wird. Es ist nicht die Bestätigung, die eine Hypothese bewährt sondern die vielen erfolglosen Versuche, eine Hypothese zu widerlegen.

Wir dürfen davon ausgehen, dass der Lockdown keinen positiven Effekt auf Infektions- und Todeszahlen hat. Schauen wir zunächst auf die nackten Zahlen, wie sie vom RKI täglich publiziert werden. Und schauen wir hier im Besonderen einmal auf den Verlauf der Todesfälle und die Entwicklung der Fallsterblichkeitsrate nach dem zweiten Lockdown vom 02. November 2020 an. Doch zunächst ist in der folgenden Abbildung der Verlauf der Zahl der Neuinfektionen pro hunderttausend und Woche, einmal als Originaldaten (schwarz) und einmal normiert auf die Anzahl der durchgeführten Tests (rot) jeweils als gleitendes 7-Tage Mittel gezeigt. Der rote Pfeil zeigt den Tag des zweiten Lockdowns am 02.11.2020, der blaue Pfeil zeigt den Tag des harten Lockdowns am 16.12.2020. Beide Lockdowns konnten die Zunahme der Inzidenz nicht verhindern.

Die von den Gesundheitsämtern gelieferten und vom RKI aufbereiteten Zahlen zu den täglichen Neuinfektionen zeigen einen etwas merkwürdigen Verlauf mit einer Abschwächung der Zunahme im November, gefolgt einem starken Anstieg in der zweiten Dezemberhälfte mit einem Maximum der zweiten Welle am 31.12.2020. Ohne weitere Erklärungen für diesen Verlauf der wenig belastbaren Infektionszahlen zu suchen, zeigt die nächste Abbildung den Verlauf der Corona-Toten pro hunderttausend und Woche. Roter und blauer Pfeil zeigen wieder den zweiten Lockdown vom 02.11.2020 beziehungsweise den harten Lockdown zum 16.12.2020. Nach keiner der beiden Lockdown Entscheidungen ändert sich der Verlauf der Kurve. Das Maximum der Kurve wird am 10.01.2021 erreicht und somit mehr als zwei Monate nach Beginn des zweiten Lockdowns und dreieinhalb Wochen nach dem harten Lockdown.

Das für Infektionsrate und Corona-Tote gezeigte Bild stellt sich auch ein, wenn man die Fallsterblichkeitsrate betrachtet. Die folgende Abbildung zeigt zwei Kurven. Die schwarze Kurve beschreibt den Verlauf für die Zahlen, wie vom RKI publiziert. Die rote Kurve zeigt die Fallsterblichkeitsrate unter Berücksichtigung der Anzahl durchgeführter Tests, die jeweils nach zweitem Lockdown sowie hartem Lockdown gesenkt wurden, mit einem absoluten Maximum kurz vor dem zweiten Lockdown. Die Angaben zur aktuellen Fallsterblichkeitsrate sowie deren Mittelwert und Median beziehen sich auf die schwarze Kurve. Es ist gut zu erkennen, dass die Fallsterblichkeitsrate kurz vor (rote Kurve) beziehungsweise kurz (schwarze Kurve) nach dem zweiten Lockdown zu steigen beginnt. Von einem Basiswert von etwa 0,5 Prozent steigt die Fallsterblichkeitsrate zunächst nahezu konstant. Nach dem harten Lockdown schwankt die Kurve um Weihnachten und den Jahreswechsel, steigt im Prinzip aber immer weiter an bis auf über 5 Prozent (schwarze Kurve) beziehungsweise knapp 4 Prozent (rote Kurve). Das bedeutet, dass sich die Fallsterblichkeitsrate seit dem zweiten Lockdown fast verzehnfacht hat. Der Lockdown hat sein Ziel verfehlt.

Wie ist die Zahl der Toten im Vergleich zu früheren Jahren einzuordnen. Dazu zeigt die folgende Abbildung den Verlauf aller Toten pro Tag. Die Daten stammen von statista.com. Man erkennt, dass ab Oktober (10 auf der X-Achse) die Zahl der Toten für 2020 (schwarze Kurve) gegenüber den Vorjahren deutlich zugenommen hat. Der Wert für 12/2020 entspricht der Zahl der Toten in 3/2018 (blaue Kurve). 2017/2018 wurde eine starke Grippewelle beobachtet. Der aktuelle Verlauf der Pandemie ist in seiner Auswirkung auf die Zahl der Toten also ähnlich dem einer starken Grippewelle.

Bei der Darstellung der Zahl der Toten pro Tag ist zu beachten, dass es sich um absolute Zahlen handelt. Die Zahl der Einwohner Deutschlands nimmt seit 2011 von 80,33 Millionen kontinuierlich auf 83,17 Millionen im Jahr 2019 zu. Ebenso ändert sich auch der Anteil der jeweiligen Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung. Diese Veränderungen müssten betrachtet und die relative Zahl der Toten für alle Altersgruppen berechnet werden, um eine quantitative Vergleichbarkeit überhaupt herstellen zu können. Dies hat sehr schön Samuel Eckert in einem Video dargestellt, sehr sehenswert. An dieser Stelle möchte ich es bei einer qualitativen Betrachtung belassen und noch einmal darauf verweisen, dass der Peak an Toten pro Tag in der Grippewelle des Jahres 2018 in absoluten Zahlen betrachtet, vergleichbar ist mit den Corona-Toten von 2020. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Corona Pandemie keine Besonderheit darstellt und dass diese die Einschränkung der Gesellschaft bezüglich ihrer Bewegungsfreiheit und ihrer Grundrechte auch nicht im entferntesten begründen kann.

Abschließend möchte ich noch zwei persönliche Berichte wiedergeben zum Thema Sterben in Alters- und Pflegeheimen. Zum einen hörte ich von einem Altersheim, in dem im Januar in einer Woche 15 Menschen starben – an Vereinsamung! Die Heimbewohner wurden regelmäßig auf Corona getestet, so dass bekannt war, dass diese nicht an diesem Virus erkrankt und folglich auch nicht daran verstorben waren. Nein, die Heimbewohner fragten immer wieder nach dem Ehepartner, dem Kind, dem Enkelkind. Doch die Angehörigen durften nicht ins Altersheim. In letzter Konsequenz verweigerten dann einige der Heimbewohner die Nahrungsaufnahme und verstarben. In einem anderen Bericht wurde geschildert, dass Corona-Infizierte in einem Altersheim ihrer Krankheit einfach überlassen wurden. Selbst Ärzte sollen sich geweigert haben, die Patienten zu besuchen. Erst als der Tod kurz bevor stand, bemühten sich diese in das Zimmer. Man hat die Alten alleine, teilweise qualvoll sterben lassen. Auch wenn dies nur Einzelfälle sind, bleibt dies unmenschlich. Corona ist nicht die Pest. Corona kann nicht als Argument für diese Unmenschlichkeit herhalten.

Ein Gedanke zu „Lockdown – Effekt?“
  1. Sehr schön zusammen gefasst. Erstaunlich, dass in einem Land mit Hochintelligenz nur wenige offensichtlich in der Lage sind, ihre Mittelstufenkenntnisse in Mathematik anzuwenden. Ich kenne selbst Hochschulabsolventen die diese Zahlen leugnen und immer noch an eine Pandemie mit biblischen Ausmaßen glauben. Aber Gläubigkeit ist da wahrscheinlich ein starkes Motiv.

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