Covid 19 – Rücknahme der Ausgangsbeschränkungen Anfang Mai?

Die linke Abbildung zeigt einen sigmoidalen Fit an die Zahl der an Covid19 Erkrankten zum 18.04.2020.
Am 27.03.2020 hatten die realen Daten fast den Scheitelpunkt der Kurve erreicht. Die Daten vom 18.04.2020 bestätigen den Trend: Der Scheitelpunkt (rote horizontale Linie) ist deutlich überschritten. Eine Verlangsamung der Zunahme der Infektionszahlen ist damit eingetreten.
Die rechte Abbildung zeigt, wie viele Tage es vom Beginn der Aufzeichnung dauert, bis das Plateau (99,9% rote Kurve) bzw. 95% des Plateau-Wertes (blaue Kurve) erreicht ist. Das Plateau beschreibt die maximal zu erwartende Zahl von Infizierten. Mit Stand vom 18.04.2020 ist der 99,9% Wert an Tag 105 (05. Mai) und veränderte sich damit seit 10 Tagen nicht, der 95% Wert an Tag 89 (20. Apr.) erreicht. Mit Erreichen des Plateaus muss nicht mehr mit einer signifikanten Zunahme von Neuinfektionen gerechnet werden. Unter Berücksichtigung der Quarantänezeit sollte man die Hoffnung haben, dass zwei Wochen nach Erreichen des Plateaus mit der schrittweisen Rücknahme der Ausgangsbeschränkung begonnen werden kann. Mit den dargestellten Werten wäre dies zwischen dem 04. Mai und dem 18. Mai 2020.

Dies könnte vor allem auch unter Berücksichtigung bestimmter Regeln erfolgen. Siehe hierzu auch „Wirtschaft trotz Corona wieder hochfahren, aber wie?“ Teil 1 und Teil 2 von Jens Wilharm.

Es stellt sich noch die Frage, warum in der oberen linken Abbildung „nur“ um die 140.000 Infizierte prognostiziert werden, wenn doch namhafte Virologen davon ausgehen, dass sich 60%-70% der deutschen Bevölkerung mit dem Virus infizieren? Dann müsste man von mehreren zehn Millionen Infizierten ausgehen.
Die Antwort liegt zum einen darin, dass sich bisher tatsächlich nur ein Teil der Menschen infiziert haben. Erst in fernerer Zukunft wird sich dieses 60%-70% Niveau einstellen. Zum anderen liegt dies daran, dass nur ein Bruchteil der Menschen überhaupt getestet werden. Man müsste die tatsächlich gemessene Zahl von Infizierten mit Hilfe von Dunkelfeldstudien auf die tatsächliche Anzahl von Infizierten in Deutschland hochrechnen. Bei solchen Dunkelfeldstudien testet man eine repräsentative Gruppe von Personen auf das Virus. Aus der zu dieser Gruppe festgestellten relativen Anzahl von Infizierten kann man auf die Zahl der Infizierten in Deutschland hochrechnen.
Am 08.04.2020 berichtet der Spiegel, dass der Anteil der entdeckten Fälle bei 15,6 Prozent liegt. Bei prognostizierten 140.000 Infizierten und unter Annahme konstanter und konstant anhaltender sonstiger Bedingungen, würde das bedeuten, dass sich in Deutschland in der ersten Welle circa 900.000 Menschen mit dem Sars-CoV-2 Virus infizieren würden – zu wenig.
Die Kurve, die aus den Daten des RKI berechnet wurde, beschreibt qualitativ den Verlauf der Infektionsrate. Aus dieser kann man schließen, dass die Infektionsrate mittlerweile abnimmt.

Die Zahl der Infizierten entwickelt sich bei Infektionen wie Covid19 gemäß einer sigmoidalen Kurve. Im frühen Stadium entspricht diese Kurve einem exponentiellen Verlauf. Das bedeutet, dass man in recht regelmäßigen Zeitabständen mit einer Verdopplung der Zahl von Infizierten zu rechnen hat. Mit zunehmender Zeit geht der Verlauf in eine lineare Phase über. In dieser Phase nimmt die Zahl der Infizierten um einen konstanten Wert pro Tag zu. In der letzten Phase des Verlaufs erreicht die Kurve ein Plateau und die Zahl der Infizierten nimmt dann kaum noch zu.