Vorab: ich bin erschüttert. Nein, nicht weil keine Herdenimmunität mehr erreicht werden kann, sondern wegen der Darstellung oder Interpretation einer Studie durch das Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Von vorne: Laut RND kommt eine Britische Studie zu dem Schluss, dass eine vollständige Herdenimmunität in Großbritannien nicht mehr durch Impfungen zu erreichen sei. Als Grund wird angegeben, dass die „aktuelle Welle der B.1.1.7-Mutation [ . . . ] die bislang ungeimpften jüngeren Bevölkerungsgruppen vollständig [durchseuche].“ (Anmerkung: Warum die vollständige Durchseuchung dieser Bevölkerungsgruppe nicht zu einer Herdenimmunität führen sollte, könnte mir bitte jemand erklären.)

Großbritannien ist laut ZDF mit Stand vom 21.03.2021 Spitzenreiter in Europa mit fast 40 Prozent mindestens einmal Geimpfter. Die Rate vollständig geimpfter liegt allerdings nur bei 3,1 Prozent. Für Deutschland wurden 8,7 Prozent (Erstimpfung) sowie 3,9 Prozent (vollständig) angegeben.

Das heißt, selbst in einem Land, dass früh mit dem Impfen begonnen und die üblichen medizinischen Testphasen für Impfstoffe nicht komplett durchlaufen hat, kann eine Impfung nicht zu einer vollständigen Herdenimmunität führen. Wartet man die etablierten Testphasen ab, kann offenbar nie mit einer Herdenimmunität gerechnet werden, da das Virus so schnell mutiert, dass gar nicht schnell genug Impfstoffe entwickelt, getestet und verabreicht werden können. Außerdem müsste man gerade die jüngeren Bevölkerungsgruppen schnell impfen, um die gewünschte (wenn auch nur vermutete) Herdenimmunität zu erzielen. Damit stellt sich aber ein Konflikt ein, die Risikogruppen zu schützen, die man ja zuerst impfen sollte.

RND zitiert die Forscher weiter: „Längerfristig hingegen habe die Impfstoffverbreitung entscheidenden Einfluss: Sollten die Vakzine nicht schnell genug verteilt oder von der Bevölkerung angenommen werden, drohen der Studie zufolge weitere Viruswellen mit deutlich höheren Todeszahlen.“

Dumm nur, dass die Vakzine gar nicht schnell genug entwickelt und ausreichend getestet werden können. Das Problem liegt also eben gerade nicht in einer zu langsamen Verteilung und niedrigen Akzeptanz der Bevölkerung sondern in der zu langsamen Entwicklung und Testung der Impfstoffe auf Nebenwirkungen.

Da die Jüngeren kaum Symptome zeigen (bis dato 356 Tote bei den unter 50 Jährigen, Sterberate ca. 0,00008 Prozent bei angenommenen 45 Millionen unter Fünfzigjährigen), braucht man diese gar nicht zu impfen. Im Gegenzug könnte eine Impfung der Risikogruppen gezielter weil fokussierter erfolgen mit einem viel stärkeren Effekt auf die Sterberate in den hohen Altersgruppen. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass dies offenbar überhaupt nur dadurch zu ermöglichen wäre, wenn man ein hohes Risiko von Nebenwirkungen auf Grund unzureichender Tests akzeptiert.

Ein Gedanke zu „Herdenimmunität durch Impfung nicht mehr erreichbar“
  1. Ach wie schön wäre es wenn sich im Frühjahr und Sommer alle unter 60 anstecken. Dann hätten wir das Problem bis im Herbst ohne Impfen erledigt und niemand müsste unnötig sterben.
    Aber das geht ja leider nicht.

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